Rechtsanwalt Hoenig

Das Weblog des Strafverteidigers

9. März 2024

Seitenbacher repariert, Lidl tauscht aus

Gegen nervige Werbung im Internet gibt es nützliche und hilfreiche Plugins. Den Jingles im Radio hingegen scheint man hilflos ausgeliefert zu sein. Muss das sein?

Mit Werbung finanzieren Website-Betreiber die Informationen, die sie im Übrigen kostenlos ins Netz stellen. Wer sich darüber informieren will, bezahlt quasi damit, dass er sich mit selten mehr oder meist weniger sinnvoller Reklame beballern lässt.

Dagegen helfen Plugins, die sogenannten Adblocker; damit kann man sich weitestgehend vor dem Online-Spam schützen.

Kein Adblocker fürs Radiohören

Anders sieht es aus, wenn man Radio hört, um sich unterhalten zu lassen oder um sich zu informieren. Mangels Alternativen nutzen auch hier die Sender die Möglichkeit, sich dafür bezahlen zu lassen, dass Müslimixer und Scheibenkleisterer ihre Ohrwürmer über den Äther verbreiten. Das muss ich als Konsument hinnehmen, wenn ich Musik oder Nachrichten hören will, die privat organisierte Unternehmen in die Welt senden.

Was ich nicht verstehe und auch nicht akzeptieren möchte, ist die Werbung in den öffentlich-rechtlichen Programmen wie beispielsweise die des RBB24. Wenn ich um 20 vor 8 Uhr auf Info-Radio Nachrichten hören möchte, werde ich 5 Minuten lang vorher mit dümmlichen Discounter-Sonderangeboten zugemüllt. Das einzige Gegenmittel besteht darin, einen Wecker zu stellen, um erst pünktlich um 7:40 Uhr das Radio einzuschalten.

Rundfunkbeitrag als Adblocker?

Jetzt bezahle ich aber wie jeder andere (nicht z.B. nach § 4 RBStV befreite) Bürger, der in einem gewöhnlichen Haushalt lebt (und der mit mehr Verstand ausgestattet ist als die Lebewesen auf einem Duschvorhang), den Rundfunkbeitrag in Höhe von 18,36 Euro im Monat.

Damit sollten eigentlich die Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Basis eines soli­darischen Modells finanziert werden.

Im Jahr 2022 betrug der Gesamtertrag des Rundfunkbeitrags in Deutschland rund 8,57 Milliarden Euro. Es sollte den Rundfunkmachern mit dieser Unsumme doch gelingen, uns die nervtötende und überwiegend stumpfsinnige Reklame vom Ohr zu halten. Statt dessen optimieren die ÖRR-Betreiber ihre Einnahmen mithilfe der Werbeetats der Küchen- und Autohäuser – und finanzieren was damit?

Es gibt werbefreie Sender, den Deutschlandfunk beispielsweise, die es schaffen, hochwertige Informationen und Unterhaltung zu produzieren. Womit rechtfertigt also beispielsweise der radio-eins-rbb die Belästigung seiner erwachsenen Hörer mit dem elenden Werbemüll?

Gibt es keine Alternativvorschläge zur Finanzierung – der, wie ich meine, unverzichtbaren – öffentlich-rechtlicher Sender, wenn der Rundfunkbeitrag tatsächlich nicht ausreichen sollte? Würde die Programmqualität bei einer potenziellen Abschaffung der Werbung tatsächlich leiden?

15 Kommentare

  • JLloyd sagt:

    „Es gibt werbefreie Sender, den Deutschlandfunk beispielsweise, die es schaffen, hochwertige Informationen und Unterhaltung zu produzieren. Womit rechtfertigt also beispielsweise der radio-eins-rbb die Belästigung seiner erwachsenen Hörer mit dem elenden Werbemüll?“

    Womit rechtfertigt der RBB angesichts des DLFs überhaupt seine Existenz? Ich halte ein Rundfunk- & Fernsehangebot mit den Inhalten des DLFs zzgl. des werbefreien (!) KiKa für völlig ausreichend. Alle anderen Inhalte (insbes. Sport & DEGETO-Schrott) können die ÖR-Anstalten gerne hinzufügen, wenn es denn für den Gebührenzahler kostenneutral über Abonnements, Pay-per-View-Entgelte & ggf. Werbeeinhahmen geschieht.

  • DS sagt:

    Kann ich vollkommen nachvollziehen. Und ich frage mich, haben Sie auch das Problem, dass Sie für Ihre Kanzlei auch noch Beiträge zahlen sollen? Neben der Beiträge für Ihre Wohnung?
    Für Degeto-Schrott, Sport, Schmonzetten, Werbung u.a. möchte ich nämlich auch nicht zur Zahlung zwangsverpflichtet werden – ich will das schlicht und ergreifend nicht sehen und nicht hören. Gerne für diejenigen, die es wünschen, als „pay per view“.

  • Sladade sagt:

    @DS: Deine persönlichen Vorlieben sind bei der Finanzierung über ein Solidarmodell vollkommen egal. Das gilt auch für @JLoyds Abneigung gegen Sport etc. Mit dem gleichen Argument “Hab keine Kinder also brauch ich Kika nicht.” könnte man auch den Kika einstampfen.

  • JLloyd sagt:

    Sladade sagt:
    [Finanzierung über ein Solidarmodell]
    Genau dieses Solidarmodell ist m.E. obsolet, seitdem es die technischen Möglichkeiten zu Pay-per-View- oder Abonnementverfahren gibt.

    [Mit dem gleichen Argument “Hab keine Kinder also brauch ich Kika nicht.” könnte man auch den Kika einstampfen.]
    Nein, denn ein werbefreies Kinderprogramm wie auch Information (=DLF) & Kultur (=DLR) liegen in öffentlichem Interesse, reine Unterhaltung (Sport, Krimis & Schmonzetten) jedoch nicht mehr.

  • OmaGrandma sagt:

    zu JLloyd: „… des werbefreien (!) KiKa …“
    Bitte geben Sie mal auf YouTube „Kika LOGO taurus“ ein, und schauen Sie sich das an. M.E. ist das noch weit mehr als Werbung.
    zu RA Hoenig:“ … mehr Verstand ausgestattet ist als die Lebewesen auf einem Duschvorhang …“
    Diese Lebewesen, die ungebetenen Gäste in Bad und Küche würden einen Atomkrieg überleben, Menschen jedoch nicht.
    Und gemäß § 4 Abs. 6 Satz 2 RBStV (Rundfunkbeitragsstaatsvertrag) (Härtefall) (oder „Grund 440“ bei ARD ZDF Beitragsservice) wird man befreit, von der Pflicht monatlich 18,36 € zu entrichten, wenn z. B. der Rentner durch Ablehnungsbescheid vom Sozialamt beweist, dass die Rente / Bedarf monatlich den Rundfunkbeitrag nicht überschreitet. Und das trifft z. B. seit 2018 auf jeden 2. Neubescheid zu Rente zu.

    zu § 4 RBStV: Danke für den Hinweis; fixed! crh

  • Robert Meyen sagt:

    Da arbeiten Beamte und niemand muss mit seinem eigenen Geld haushalten. Was will man erwarten?

  • Der öffentlich-rechtliche Rundfunk braucht dringend eine Reform.

  • Sladadr sagt:

    Die Mitarbeiter des Öffentlichen Rundfunks sind alle verbeamtet? Wie läuft es da mit einer Helene Fischer? Wird die nur für ihre Jahresendshow verbeamtet? :-O

  • Eine gute Werbung kann ja auch unterhaltsam sein.

  • @Robert Meyen und @Sladadr:
    Die Schauspieler:innen beim Tatort sind auch alle verbeamtet!
    Das sieht man ja schon an den Uniformen.

  • Sladade sagt:

    Gehen wir einmal davon aus dass die Zahlen beim ZDF ähnlich sind würde ein ca. 6-8 prozentiges Anheben des Rundfunkbeitrages zur Werbefreiheit sorgen.

    https://www.ard.de/die-ard/organisation-der-ard/Finanzen-der-ARD-Einnahmen-und-Ausgaben-100/

  • Patenter Anwalt sagt:

    Der ÖRR gehört komplett abgeschafft!

  • Sladade sagt:

    Bildung gehört abgeschafft!

    Und Anwälte gleich mit.

    PS: Ich wollte auch mal eine populistische Forderung bringen.

  • Ich mag das öffentlich-rechtliche, jedoch nicht der aktuellen Form. Der riesen Wasserkopf gehört dringend reformiert.

  • Ich kaufe seit Jahren kein Seitenbacher mehr – genauer gesagt, seit es die Radiowerbung gibt…